Dienstag, 21. April 2015

Du bist zwischen und in den Welten und Zeiten


. . . - Das hat mir neulich eine meiner besten Freundinen erzählt.
Was auch wahr ist, denn manchmal hüpfen die Gedanken von der einen Welt zur anderen, von einem Leben hier zum anderen Leben dort, von der einen Zeitzone zur anderen, von Taiwan nach Deutschland und wieder zurück.
Und das manchmal stündlich und das ist oft ziemlich anstrengend . . .
Es gibt schon ab und zu Dinge in Deutschland auf die ich mich wieder freue. Dennoch bin ich präsent in Taiwan und das ist auch gut so.
Das Leben hier ist so selbstverständlich geworden, im Alltag Chinesisch zu sprechen und Witze zu machen und Konversationen zu halten; die UBahn, das UBike und den Bus zu benutzen; Touristen den Weg zu erklären, weil wir ja die "Einheimischen" sind; am Wochenende mit der Familie und den Austauschschülern zusammen zu sein; in der Schule mit meinen Klassenkameraden mit der mir anfangs ungewohnten silbernen Lunchbox Mittag zu essen; abends mit meiner Gastfamilie zusammen zu essen; abends anstatt morgens zu duschen; die Hand raushalten, wenn der Bus kommt.
Alles ist so unglaublich "normal" geworden, sodass ich mir garnicht mehr vorstellen kann, wie es ist einfach nur in Deutschland im Bett zu liegen, unter der Dusche zu stehen, einen Kamin anzumachen, oder von einem Teller zu essen.

Das "von einem Teller essen" habe ich vorallem vorletzten Samstag erlebt.
Denn an diesem Tag ist meine Dresden-Freundin und meine Thailänderin zu mir nach Hause gekommen, denn wir haben zusammen "deutsch" für meine Gastfamilie gekocht.  Das Problem kam dann auf, als wir merkten, dass es in taiwanischen Haushalten eigentlich keine Teller gibt. Nur Servierschüsseln, Reisschüsseln und große tiefe Teller. Am Ende mussten wir damit improvisieren, aber das hat ja dann auch geklappt. Und: schonmal Kartoffelpuffer und Krautnudeln mit Stäbchen gegessen?
Eigentlich wollten wir erst zusammen mit der Dresdnerin kochen, die wir beim Holifestival kennengelernt haben, aber sie hatte am Vorabend "Thailändisch" gegessen, weshalb sie sich an diesem Tag nicht ganz wohlgefühlt hatte ;)
Zumindestens waren die beiden den ganzen Nachmittag da und es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht!

 Beim Kochen
 Meine Dresden - Freundin hatte Brot in der deutschen Bäckerei gekauft :)
 Die groß gedeckte Tafel
 Unser mehr oder weniger gut gelungener Kartoffelsalat, der eher wenig mit dem "deutschen Kartoffelsalat" zu tun hatte . . . wohl eher taiwanischer Kartoffelsalat.
Denn anstatt den sauren Gurken, habe ich ausversehen Salzgurken gekauft. Und anstatt Apfelessig, gab es nur irgendwelches braunes Reisessig. Anstatt Petersilie haben wir 香菜 xiang cai verwendet - eben keine Petersilie, nur ähnlich, aber anders . . . Und an Kartoffeln gibt es in Taiwan (neben den Süßkartoffeln) nur eine Art "normale Kartoffel" und die war ziemlich weiß und trocken.
Es war nicht schlecht, nur anders - taiwanischer Kartoffelsalat.
 Kartoffelpuffer, mit "Möhrenbonus"
 APFELMUS! Wie lange haben wir nicht mehr Apfelmus gegessen gehabt! Sooo lecker! 
War aber auch dementsprechend teuer, denn er wird aus Frankreich importiert. Aber so lecker!
 Und natürlich das Sonnenblumenkernbrot einmal süß mit Nutella (meiner Gastschwester) und "Schwartau Kirschmarmelade" . . .
 . . . und einmal herzhaft mit "Dartex Gemüseaufstrich"
Und Krautnudeln - alles sooo lecker!

Diese Woche sind mir viele Dinge in Taipei aufgefallen, die für mich mitlerweile richtig alltäglich geworden sind. Es war ganz komisch sie zu fotografieren, da sie für mich ganz normal erscheinen, aber dennoch habe ich mich erinnert, dass sie alle einmal neu für mich waren:

 Ein leider nicht allzu seltenes Bild in der MRT - 
aber das ist nicht nur in Taiwan so, denke ich.
 Ein Laden, der Motorradhelme verkauft. In Taiwan (o. Asien) gibt es alles. Von cool und praktisch bis hin zu pinken Varianten mit Einhorn ;)
 Fragt mich nicht wer diese Idee hatte, aber ich habe nicht nur einmal gesehen, dass Wischmops zum Trocknen auf's Dach gelegt werden ;)
 Diese Automaten werde ich in DE vermissen. Sie sind fast überall an öffentlichen Orten und kann jederzeit seine Wasserflasche auffüllen (obwohl wir ja in DE fast überall Wasser aus dem Hahn trinken können).
 Mein Lieblingsort in Taipei ist 圓山 Yuanshan, ein Stadtteil von Taipei.
 Auf dem Weg zur Schule jede Morgen.
 Ein Taiwaner auf dem Weg zur Arbeit hält nicht selten vorher an einem Tempel an um für Glück für den Tag zu beten.
 Ein Frühstücksladen, denn es wird in vielen Familien selten aßerhalb gefrühstückt.
 Die zwei bekanntesten Covenience - Läden in Taiwan. Sie haben 24h geöffnet, nicht mal an Feiertagen sind die geschlossen und verkaufen alles mögliche von Essen und Getränken über Zeitungen und Büchern bis hin zu Kosmetikartikeln.
Hier: 7-11 und . . .
 . . . Family Mart (warum habe ich die nicht mal schon früher fotografiert?)
Seht ihr diesen kleinen Stand mit dem grünen Dach? Das ist ein weiterer Frühstücksstand, diese findet man überall morgens von 5-10 Uhr in Taipeis Straßen.
Ein Mini-Polizei-Büro in New Taipei City.

Ich frage mich gerade wirklich warum ich manche Dinge nicht schonmal eher fotografiert habe.

Am Samstag hatten wir mit meinem Rotarydistrikt 3480 eine große Distriktkonferenz. 
Diese fand im "Grand Hotel" (chin. 圓山飯店 yuan shan fan dian) statt. Dieses Hotel ist eines der ältesten und bekanntesten (und wie ich finde auch schönsten Hotels in Taiwan.

Das große rote Gebäude ist das Grand Hotel
 Das Grand Hotel von innen.

An diesem Tag sind alle Clubs in und um Taipei zusammengetroffen, auch haben wir die Outbounds für das Austauschjahr 2015/16 kennengelernt. Aus meinem Distrikt gehen werden dieses Jahr 2 Jungen und 1 Mädchen nach Deutschland gehen. Leider nicht in mein DE-Distrikt 1880, aber ich bin sicher nach 1880 kommen auch wieder welche.
Deshalb haben wir auch Tische aufgebaut, an denen wir unsere Flaggen hingelegt und unseren übrigen Pins verteilt haben, sodass die Outbounds sich jeweils mit den Inbounds (uns) ihres Gastlandes unterhalten konnten.
Meine große Gastschwester wird dieses Jahr im Sommer als Austauschschülerin nach Belgien gehen und ich freue mich wirklich sehr für sie.
Auch haben wir an diesem Tag unseren Tanz aufgeführt, den wir die ganzen letzten 3 Wochen geübt haben. Eine Mischung zwischen Hairspray + High School Musical + GangnamStyle + Magarena. Ich fand es unglaublich toll und ich habe gemerkt, wie sehr ich eigentlich ein Fan von High School Musical bin (nebenbei, ich und 2 Freundin schauen uns jetzt immer pro Woche je einen Teil an).
Was ich auch noch unbedingt erwähnen möchte: es war ebenfalls ein ehemaliger Austauschschüler aus Deutschland mit dabei, der 2010/11 im Austausch in Taiwan war. Denn er hat ein Buch über seinen Austausch geschrieben und es an diesem Abend auf Chinesisch an die Taiwanesen verkauft. Und diese Sache fand ich so unglaublich großartig, denn auch ich denke schon lange darüber nach diesen Blog (in einer wahrscheinlich verkürzten Variante) irgendwann binden zu lassen und zu veröffentlichen.
Der Grund dazu ist folgender (was auch der ehemalige Austauschschüler an diesem Abend gesagt hat): irgendwann hat man einfach so viele Notizen und Tagebücher, Fotos und Erinnerungen zusammen, dass man sich irgendwann einfach automatisch fragt das ganze nicht binden zu lassen. Desweiteren möchte man Menschen inspirieren zu sehen, was du erlebt hast, mit welchen neuen Situationen du klarkommen musstest, wie die Welt sein kein, wie wunderbar und vollkommen und wie Vorurteile über andere Länder und Nationen ganz von alleine im Wind verwehen.
So können Mitmenschen sehen, warum wir in mancher Hinsicht vielleicht etwas anders ticken - weltoffen, neugierig, verständnisvoll und immer mit einem Drang die Kulturen und Sprachen dieser Erde zu verstehen.
Später gab es noch Programm von Rotary, viele Reden und Ansprachen, aber auch Unterhaltung von Orchestern, Ukulele-Gruppen oder traditionellen Tänzen.
Der ganze Tag war so unglaublich wundervoll und inspirierend und lustig, auch war ich die ganze Zeit mit meinen lieben Freunden zusammen; Menschen, die mir gezeigt haben, was Freundschaft bedeutet, was TEAM bedeutet, was FAMILIE und Zusammenhalt heißt. Menschen, die ich niemals vergessen werde und Erfahrungen, die ich nicht missen hätte wollen.
Und so wird jeder Tag zu einer wunderbaren Erinnerung.

 Unsere Blazer sind mitlerweile schon voller Pins.

 Die Outbounds 2010/11
 Alles . . .
 . . . ganz . . .
 . . . ganz . . .
 . . . wunderbare . . .
 . . . und . . .
 . . . wundervolle . . .
 . . . Menschen . . .
 . . . und . . .
 . . . niemals . . .
. . . vergessen.

Sonntag habe ich den ganzen Tag mit 6 Freunden verbracht, wir sind zusammen wandern gegangen. Eher gesagt haben wir einen Ausflug gemacht um Taipei nach Wulai. 
Ein wunderschöner Ort! Dort gibt es einen Fluss, in dem man baden kann und in dem Fluss gibt es ab und zu Stellen wo die heißen Quellen hochkommen. Das heißt, man kann theoretisch mit einem Bein im heißen Wasser und mit einem Bein im kalten Wasser stehen.
Es war sehr schön, wir sind auch zu einem Wasserfall gelaufen und einfach die gemeinsame Zeit genossen, und auf dem Rückweg Stinky Tofu gegessen, es war trotz Regen am Ende ein perfekter Tag, doch hier ein paar Bilder:












Gestern war Montag und davon muss ich auch noch unbedingt erzählen!
Gestern war ein absoluter Gruseltag für mich, es war so unheimlich!
Also alles hat begonnen, als wir chinese class hatten (das ist noch nicht das Gruselige).
Auf jeden Fall in der Pause hat dann plötzlich alles angefangen zu wackeln. Und nicht nur ein bisschen, sondern schon so dass einem schwindelig wurde. Zumindestens war unsere Lehrerin draußen irgendwo und unsere Japanerin hat nur gerufen (weil sie das aus Japan kennt): "Unter die Tische, unter die Tische!" Dazu waren wir auch noch im 7. Stock, wo das alles ein bisschen stärker wahrgenommen wird, es war echt gruselig. Aber dann hat es wieder aufgehört.
Aber es sollte nicht das letzte Erdbeben für diesen Tag sein . . .
Zumindestens haben wir nach diesem Erlebnis (manche von uns waren zur Erdbebenzeit im Fahrstuhl, das hätte ich nicht erleben wollen) einen japanischen Horrorfilm auf Chinesisch angeschaut. Mein durchgängiges Schreien hat wohl mehr Angst gemacht als der Film - haha, aber naja, ich bin kein Fan von Horrorfilmen. Und asiatische Horrorfilme sind für gewöhnlich bekannt dafür echt nicht schlecht zu sein (schlecht im Sinne von "nicht gruselig").
Als ich abends auf dem Rückweg war, kam noch ein nächstes Beben (ein Nachbeben) und als ich oben in der Wohnung in meinem Zimmer saß, kam gleich noch ein drittes. Man ich hatte so Kopfweh und mir war schwindelig ich hätte niemals gedacht, dass ich darauf so empfindlich reagiere . . .
Eigentlich waren es in Taipei 5 Erdbeben hintereinander, ich habe davon allerdings nur 3 gespürt. Es war echt ein gruseliger Tag, doch trotzdem eine Erfahrung wert, in DE haben wir das ja schließlich nicht ;)
Aber keine Sorge, mir geht es (bis auf das Kopfweh) wieder sehr gut!




In Hualien war das Beben am Morgen am stärksten, Stufe 6.3!



Bis Bald,
eure Anna


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