Mittwoch, 28. September 2016

TAIWAN 2016 - Tag 4




Über die Nacht hatte sich der Taifun verzogen und an diesem Morgen war es nur noch ein bisschen windig und regnerisch.
So beschlossen Mama und ich doch aufzubrechen und uns mit meiner Gastmama in Danshui
淡水zu treffen. 

 Was der Taifun hinterließ...


Doch vorher ging es noch zum Frühstück…
Es ist in Taiwan üblich, viel außerhalb Essen zu gehen, da es einfach viel billiger ist, außerdem schmeckt es gut und Essen gibt es in Taiwan sowieso überall.
Als ich in Taiwan war, habe ich mich mit einer Klassenkameradin öfters zum Frühstück in so einem traditionellen Laden getroffen. Diesen dürft ihr euch nicht wie „Starbucks“ vorstellen. Mehr wie eine Garage mit einer Theke, hinter welcher es dampft und zischt, wo laut gerufen wird, wo Omelettes in Stücken geschnitten werden und wo es hinter dem einen oder anderen Herd nicht unbedingt europäisch sauber ist.
Der Rest der „Garage“ bietet Platz für Plastikstühle und Tische, an denen gegessen wird.

Heute morgen sind Mama und ich in solch einen Laden gegangen. In einen übervollen Laden! Ich bin fast verzweifelt bei dem Gebrauch der chinesischen Sprache. Ich habe so viele Begriffe vergessen und da ich ja kein Smartphone mehr benutze, hatte ich auch nicht mehr meine schlaue App „Pleco“ zur Verfügung, in der ich die chinesischen Charaktere einfach hätte einzeichnen können.
Die Dame, die dort verkauft hat, war sehr laut und gestresst und schrie mich fast an, dass es  kein
素飯gäbe. Eine jüngere kam dann daher, gab mir den Bestellzettel und die ganze Situation beruhigte sich. Alles war da, auch 素飯und alle waren glücklich!


Wir konnten im hinteren Teil des Frühstücksladens sogar beaobachten, wie frische Sojamilch zubereitet wurde!

In Danshui angekommen, mussten wir noch eine Stunde auf meine Gastmama warten, da sie sich verspätet hatte.
Der Morgen ging zwar sehr chaotisch los, endete aber ganz wunderbar. 

Weiter dazu:
Wir spazierten an der Promenade neben dem Danshui Fluss und genossen, dass Taiwan-Feeling zwischen all den Essens – und Schnickschack-Ständen.




Etwas später entdeckten wir eine Art Beauty-Salon, aber wieder in der Art einer Garage, wo 3 verschieden große Wasserbecken standen. In diesen befanden sich kleine oder ganz kleine oder große Fische. Diese sind dazu da, um die Hornhaut der Füße abzuknabbern.
Als ich in Taiwan war, habe ich sowas schon mal in der freien Natur in Yilans Bergen gemacht. Allerdings waren dort viel weniger Fische, als in diesen Wasserbecken.
Natürlich ließen wir drei Frauen uns diesen Spaß nicht entgehen. 

Erst kitzelte es unglaublich, weil die ganzen Fische an den Füßen knabberten, aber irgendwann wurde es richtig angenehm. Allerdings wechselten wir dann zum Becken mit den großen Fischen und das ziepte dann ab und zu doch mal ein bisschen, war aber auch okay.
Natürliche Fußpflege, das sollte es in Deutschland geben!


 Kleine Fische
 Große Fische
Mama fand den Wechsel zu den großen Fischen wohl nicht so angenehm...

Mit dem Schiff setzten wir später über nach Bali, ein weiterer Teil von New Taipei City. Dort gab es auch eine Promenade, wo man allerlei Essen kaufen konnte.
Bali gefällt mir besonders gut, weil man da den Wechsel von Ebbe und Flut sehr gut sehen kann.

 Überfahrt nach Bali. Hier: meine beiden Mamas.

 Eine typische Marktstraße in Taiwan
 In Bali konnte ich auch endlich wieder meinen geliebten Stinky Tofu essen :)
 Mama fand den Geruch des Stinky Tofus eher abstoßend und erfreute sich an taiwanischen Früchten.




Wieder zurück in Danshui ging es dann (über einige Blicke in weitere Läden) zurück zur U-Bahn.
Auf dem Weg zur U-Bahn haben wir einen kleinen Laden entdeckt, in welchem meine Gastmama eigentlich nur einen speziellen Kuchen kaufen wollte. 
Aber es stellte sich heraus, dass dieser Laden auch deutsches Brot verkaufte und italienische Musik im Hintergrund spielte. 
Der Inhaber des Ladens konnte sogar Deutsch sprechen! Mama war ganz begeistert und unterhielt sich mit ihm über die Herstellung seiner Produkte und er erklärte uns voller Freude, den Bau seiner Fabrik anhand einer riesigen Karte. Taiwaner sind doch immer für Überraschungen zu haben!

 Der Taiwanese, der Deutsch sprechen konnte beim Erklären des Baus seiner Fabrik
 Köstlichkeiten aus aller Welt




 Die aktuelle Temperatur um ca. 16:30 Uhr
 Das musste ich diesmal fotografieren: für alle Leute, bei denen ein normales Softeis immer viel zu schnell alle wird.
 Und hier auch nochmal ein interessanter Taiwan-Fact: 
Die Ordnung in den U-Bahn-Stationen ist immer geregelt: links gehen, rechts stehen!

Zum Abendessen suchten wir mein Lieblingsrestaurant für 麻醬麵 auf, Reisnudeln mit Sesamsoße! Mama musste das probieren! Und sie hat es als gut befunden.


Nach dem Essen, machten Mama und ich noch einen kleinen Spaziergang durch das Xinyi District bei Nacht (19:00 Uhr) 




Bei mir kamen heute sehr viele Erinnerungen hoch:
Ich erinnerte mich an alles. Wie ich schon sagte, war Taipei für mich nicht fremd, trotz des einen Jahres, welches in schon wieder in Deutschland verbracht hatte. Doch heute wurde mir bewusst, wie sehr ich Taiwan wirklich vermisst hatte: mit seinen Menschen und deren selbstverständlichen Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, mit seiner Sprache, den Gebäuden, dem Essen und allen Orten, in die ich mich verliebt hatte innerhalb eines Jahres.
Ich erinnerte mich an all die Erlebnisse mit meinen Freunden und wie selbstverständlich der Kontakt mit ihnen war. 
Sie fehlten. 
Taiwan und Taipei ist nicht dasselbe ohne sie. Es ist schön, aber es ist anders. Auf der einen Seite ist es so, als wäre ich nie nach Deutschland zurückgegangen. Auf der anderen Seite, bin ich oft sehr traurig, dass meine Freunde nicht alle da sind, sodass ich diese Zeit einfach mit ihnen teilen könnte und dass der Austausch einfach weiter geht.
Und noch auf einer anderen Seite bin ich trotzdem glücklich, dass ich nicht in Taiwan geblieben bin. In dem letzten Jahr ist so viel passiert. 
Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Und ich habe auch wieder neue Leute kennengelernt, für deren Freundschaft ich sehr dankbar bin, die mich in meinem jetzigen Leben begleiten oder die mich wieder neue Dinge gelehrt haben.

Es ist schon manchmal schwierig, sich in zwei Welten zurechtzufinden. Doch letztendlich sind beide ein Teil von mir. Und ich existiere in meiner Welt.


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