Donnerstag, 6. Oktober 2016

TAIWAN 2016 - Tag 12



Ihr Lieben,

ich freue mich, denn heute schreibe ich, Anna, mal wieder den Blog!

Heute Morgen gab es ein traditionelles Frühstück mit fan tuan, eine Reisrolle, in der getrocknete Zwiebeln und getrocknete Algen und eingelegter Rettich (?) drin eingewickelt sind, 米漿 mi jiang, Reis“milch“, bestehend aus Reis und Erdnüssen. Und als Obst dazu: Bala/Guave, eine sehr berühmte Frucht in Taiwan.
Das alles hatte die Besitzerin unseres kleinen Hostels mitgebracht und teilweise sogar selbst zubereitet gehabt.


Später, nachdem der Tag anhand der Karte von Kinmen grob geplant wurde, ging unsere kleine Abenteuerreise mit dem E-Moped auch schon los.


Als Erstes mussten wir eine Aufladestation für unser Fahrzeug suchen, denn auf der Stromanzeige waren nur noch 4/10 Balken!

Der Mann an der Ausleihe gestern hatte uns ja freundlicherweise alle Aufladestationen in unsere Karte eingezeichnet. Doch stellte sich heraus, dass sich am von uns als ersten aufgesuchten Ort leider keine solche Station befand…stattdessen landeten wir in einer Wohnsiedlung, wo uns Hühner entgegen flatterten, als wir auf den dortigen Hof fuhren.

Vielleicht war es doch besser, einen anderen Aufladeort aufzusuchen. Nach langem Hin-und Herfahrerei und baldiger Verzweiflung, dass wir bald nicht mehr vorankommen werden, fanden wir aber letzendlich doch noch einen Automaten, der grau vor einer grauen Wand stand und von der Straße weggedreht. Doch wir waren happy und das Moped wieder voll.
Falls ihr uns also irgendjemand fragen sollte, was wir so auf Jingmen gemacht haben, was antworten wir da? „Aufladestationen gesucht“

 Also, wo ist jetzt der Automat???
 Verfahren.


Auf unserer Weiterfahrt entdeckten wir einen kleinen See und beschlossen spontan uns dort kurz auszuruhen und mal kurz den Tempel hinter dem kleinen See zu besichtigen. Anstatt den Tempel zu besichtigen, fanden wir uns aber wenige Minuten später auf öffentlichen Sportgeräten wieder, die sehr bekannt für Taiwan (Asien?) sind. Seht selbst:






 Mama hat den Taiwan-Style schon sehr gut drauf!

Wenn ich ehrlich bin, haben wir uns den ganzen Tag kaum an unseren eigentlichen Plan gehalten. Es gab zu oft eine Situation, in der wir spontan beschlossen, nicht nach links, sondern nach rechts abzubiegen. Wir hatten ja ein Moped und eine Karte, waren also unabhängig.
So macht es Spaß, eine Stadt oder Land zu erkunden. Man entdeckt somit Ecken, die wahrscheinlich in keinem Reisführer stehen.

Wir hatten eigentlich geplant an die Spitze von Jinmen zu fahren, um von dort aus mal auf China zu blicken.
Stattdessen bogen wir an einem Hirsefeld (?) links ab, weil Mama der Besuch eines Tempels reizte, der auf unserem Weg ausgeschildert wurde. Und auch von dort hatte man zwar einen verschwommenen Blick auf China, aber den hätten wir sowieso gehabt, denn heute war das Wetter eher verregnet und düsig.

 Wer kann China sehen?
 Der Tempel

Auf unserem weiteren Weg durch den "Urwald":


 Hier kann man noch sehen, was der Taifun hier alles zerstört hat

 Nochmal China
 Und nochmal China.
 Wir haben einen kleinen Strand gefunden, da war so viel Wind...
 ...da konnte man sich richtig reinlegen!
 Und auf dem Felsen musste man aufpassen, dass man nicht runterfällt.

Desweiteren fanden wir einen Strand, von dem man China sogar noch besser sehen kann. Allerdings zeigte sich uns dort auch die eher schlechte Seite von Jinmen auf: überall am Strand lag Müll rum: Müllsäcke, alte Schuhe, Plastikflaschen, Styropor und weitere umweltverschmutzdende Dinge, die wahrscheinlich von China aus kamen.
 
Es war wirklich erschreckend zu sehen, wie vermüllt diese Insel doch eigentlich ist. Und Jinmen ist nur ein Ort von vielen, wo die Umweltverschmutzung/-belastung deutlich zu sehen ist. Es gibt sicherlich noch 1000 andere Orte auf dieser Welt, weit abgeschieden von der Zivilisation, wo kein Mensch es sieht. Vielleicht sieht er es ab und zu im Fernseher und regt sich dann über „andere“ auf, die unseren Planten zerstören, nach dem Motto „die schlimmen Chinesen“. Dabei tragen wir alle zur Umweltverschmutzung bei. Jeder ein bisschen.



Deshalb denke ich, dass auch jeder etwas dafür tun kann, unsere Umwelt und unsere Erde zu erhalten. Fahrradfahren, Papier auch auf der Rückseite beschreiben (auch Einkaufszettel), Glasflaschen und Stoffbeutel verwenden und mehrmals benutzen, Strom dort ausschalten, wo er gerade nicht benötigt wird, alte Zeitungen als Geschenkpapier verwenden, Bambuszahnbürsten benutzen (Bambus ist ein sehr schnell nachwachsender Rohstoff), etc.
Es gibt so viele Möglichkeiten! Und dieser Ort hat mich noch mehr dazu ermutigt, weitere Möglichkeiten herauszufinden, wie man die Umwelt vor Vermüllung bewahren kann.

Umso mehr schockte uns danach der Besuch einen Einkaufszenters in einer Kleinstadt auf Jinmen.
Es ist schon erstaulich, wie sich der Mensch an eine Umgebung und an gegebene Verhältnisse gewöhnen kann. Denn gerade sind wir noch an einem zugemüllten Strand entlang gegangen und haben in einer kleinen typisch taiwanesischen Garage Mittaggegessen, da strahlen uns doch gleich daneben Prada, Rolex, Tiffany und Cartier entgegen. Auf glänzend blankgewischten Böden laufen wir durch das Kaufhaus. Wir trauen uns eigentlich gar nicht mehr, etwas von Schautischen oder Regalen zu nehmen, da wir befürchten die genaue Anordnung der zu verkaufenden Dinge durcheinander zu bringen.



Schon verlassen wir diesen Kaufhaus wieder, mit der Erkenntnis: „Schade, dass man so leicht an einem Strahlen erblinden kann und die Sicht auf die kleinen und wichtigen Dinge so schnell verlieren kann.“

Auf dem Weg zurück zu unserem kleinen Haus, kommen wir an einem Keramikmuseum vorbei. Es wurden dort viele Vasen und Dosen verkauft (die, die immer wütende Frauen in den Filmen zerstören, bzw. die, die Chakie Chan immer versucht festzuhalten, wenn er nebenbei irgendwelche Feinde mit seinem Kungfu besiegt).
In einer oberen Etage konnte man außerdem schauen, wie diese Vasen und gefäße hergestellt werden:





Nachdem wir abends bei unserem Mopedverleih vorbeigefahren sind, um den Motor nochmal aufzuladen (die war gerade in der Nähe), ging es zurück zum Hostel, um den Abend ausklingen zu lassen (bzw. um zu lernen und den Blog zu schreiben).

Morgen werden wir wieder zurück nach Taipei fliegen, um mit meiner Gastfamilie einen letzten gemeinsamen Abend zu verbringen. Und dann am Samstag…geht es schon nach Thailand!

TAIWAN 2016 - Tag 11



Mama:

Unser Flugzeug nach Jinmen hatte fast 50 min Verspätung, so dass ich nach dem Check in noch Zeit für meinen „10 Min-Schlaf“ hatte. 

Nach so vielen Eindrücken, passiert das automatisch!

Anna hat sich ein paar Aufgaben mitgenommen und ist so fast zeitgleich mit Ihrer Hausaufgabenplanung für die Ferien. 

Die Bilder vom Start, dem Flug und der Landung sprechen für sich. Uns haben sie sehr berührt. Über den Wolken ist es immer wieder schön!

 Abschied von Taipei
 Die Berge Taiwans ragen aus den Wolken heraus.


 Über dem Meer: wer sieht das kleine Schiff?
 

Wir sind wirklich nicht weit von China entfernt! "Kinmen" ist unser Standort.

Mit einem selbstverständlichen Lächeln erwartete uns schon der Angestellte der Motorrollerfirma auf dem Flughafen. Kein Vorwurf (weil wir ja zu spät waren), sondern ein Lächeln. Er holte uns mit seinem kleinen Bus ab und wir fuhren zur Motorrollerausleihe.
 
Da ich keinen internationalen Führerschein habe, entschieden wir uns für einen Motorroller. Alle Personen über 18 können diesen in Taiwan fahren. 

Wir staunten nicht schlecht, als er uns in die Handhabung einwies. Es ist ein Batteriebetriebener Roller, der nach ca. 30 km wieder aufgeladen werden muss. 
Er fährt mit Automatikgetriebe, d.h. Gas geben und los, Bremsen und wir halten an. 
Keine Kupplung, keine Gänge…Ich fühlte mich zurückversetzt, als ich selbst noch eine CBR 600 fuhr, nur nicht so schnell…Wir hatten unseren Spaß!
Aber: Nach ca 5 km ging der Motor aus und wir standen mit unseren Sonnenbrillen (wegen der Fliegen) im Dunkeln…So ein Schei*...

Anna rief den Typen vom Verleih gleich an, da sah ich, dass sich die Lenker-Klappe vorne öffnete und nach dem ich sie schloss, zeigte die Batterie auch wieder eine Spannung an. Sehr gut! Und…Weiter geht’s! 

Mit GPS vom Handy fanden wir nach 2 Fehlversuchen auch unser kleines traditionelles Häuschen in dem kleinen Hosteldorf im Norden. 
Die Leute hier reden wirklich nur chinesisch oder taiwanesisch. Also ohne Anna hätte ich das allein nicht geschafft. Also: Reisen in diese Gebiete – immer Anna mit buchen!

Unsere nette Empfangsdame nahm uns nach einer kleinen Führung gleich in ihrem Auto mit zum Essen, ja und weil Taiwaner so nett sind, brachte sie uns auch die 3 km gleich wieder hier zurück ins Hostel. 
Da können wir uns eine große Scheibe Dienstleistungsgesellschaft abschneiden!
 
Hier ein paar schöne Bilder von diesen alten Häusern der Insel.







Anna saß noch am alten Esstisch, lernte und schrieb. 
Das bemerkte ein alter Mann, der hier vorbei lief. Das Hauslicht war ja auch noch an, vielleicht ist das ein Zeichen für die Einheimischen, dass Gäste gern willkommen sind? 
Jedenfalls kam er herein und „bequatschte“ Anna mit seiner Freundlichkeit. In den Momenten bin ich dankbar, dass sie den Part des Redens übernimmt. Sie antwortete mit einer solchen Freundlichkeit. 

Der alte Mann wurzelte auf seinem Stuhl fest und behielt seine Ausdauer. Es stellte sich heraus, dass er DER Maler ist, der hier auf Jinmen und in Taipei fast alle traditionellen Bauwerke historisch gerecht angemalt hat. 
Auch in China sind seine Gemälde in großen Museen ausgestellt, von welchen er uns euphorisch und glücklich und stolz erzählte.
 
Wir sollten ihn auf FaceBook liken und so likte er auch alle (!) Berichte von Anna der letzten 2 Jahre (100 neue Nachrichten?).

Aber ihr Lieben, diese Freundlichkeit der Leute und die Ruhe, die diese Menschen ausstrahlen, die faszinieren mich. Aber auch immer wieder Anna, die jeden Tag mehr Chinesische Vokabeln spricht und dem nicht müde wird. 

Ich wollte dann Anna ablösen, doch wie? Sie wollte doch Hausaufgaben machen…. Und ich konnte dem Maler wirklich nicht mehr bieten als Xie Xie 謝謝 – Danke und Ni hao 你好 - Guten Tag.

Es wurde ein netter Abend, Anna hat dann bis in die Nacht hinein gearbeitet, ich schnarchte schon vor mich hin, als sie ins Bett kam….