Samstag, 27. September 2014

Ich bin hier

Hallo ihr Lieben,

die Überschrift meines heutigen Blogeintrages sagt eigentlich schon ziemlich viel aus. "Ich bin hier".
Denn in letzter Zeit merke ich wirklich, wie ich die Zeit hier geniesse, dass ich wirklich in Taiwan bin mit meinem ganzen Ich.
Ich habe einen Alltag in Taiwan gefunden, vielleicht habe ich auch einen großen Teil von mir selbst gefunden in der letzten Woche.

Ehrlich gesagt, weiß ich überhaupt nicht, wo ich heute anfangen soll. Vielleicht war es etwas blöd von mir geplant heute am Samstag zu schreiben. Ich hätte doch einmal in der Woche schon berichten sollen - es ist so viel passiert, dass ich garnicht weiß, welches Thema ich diesem Blogeintrag widmen soll.
Vielleicht ist es auch garnicht so wichtig, dass ich alles genau berichte.
Ich weiß nur so viel, dass ich niemals gedacht hätte, dass man seine Gedanken und sein Handeln und Denken und überhaupt sein ganzes Selbst innerhalb von 7 Tagen so unterschiedlich erleben kann, wie es bei mir in dieser Woche war.

Letzten Sonntag waren wir mit den anderen Austauschschülern in einem Wasser-Spaßpark. Doch für diesen Tag war in Taiwan auch ein Taifun angekündigt, allerdings war er in Taipei nicht so stark. Trotzdem war es gruselig windig und schließlich waren wir in einem Wasser-Park, wo man für gewöhnlich nicht warm angezogen ist. Ich hätte niemals gedacht, dass mir in Taiwan mal kalt wird, einfach weil es sonst immer warm war.
Zumindestens habe ich einen kleinen Schnupfen bekommen, aber das war ja nicht weiter schlimm.
Irgendwann hat es auch angefangen zu regnen und wir haben uns alle angezogen und uns untergestellt.
Weil wir noch 1,5 Stunden Zeit hatten bis der Bus kommt haben wir dann einfach angefangen gegenseitig unsere Haare zu flechten. Und das ist rausgekommen:




Die Austauschschüler aus meinem Distrikt. Ich bin sehr versteckt - wer findet mich?

Am Dienstag war ein super Tag. Ich hatte ich zum Mittagsessen ein Treffen mit den Austauschschülern aus meiner Schule, einer Lehrerin uns drei Mitschülern ein Treffen. 
Denn für Mitte Oktober arbeiten wir eine 3-Minuten-Präsentation aus, in der es um Unterschiede im eigenen Land zu Taiwan geht.
Die Präsentation wird auf Chinesisch sein und jeder Austauschschüler zeigt sie jeweils in einem Dialog mit einem der Mitschüler. Und dann wird sie vor der ganzen Schule gezeigt. Auf Chinesisch! Ich bin schon echt aufgeregt, aber es wird schon alles gut gehen.
Am Abend kam mein erstes Packet aus Deutschland, was eine echte Überraschung war:


 
MÜSLI!

Am Mittwoch hatte ich nicht so einen schönen Tag. Alles begann super, denn ich und die Thailänderin durften uns in einer Englischstunde als Lehrer probieren. Das heißt die Englischlehrerin war auch anwesend, aber wir standen die ganze Zeit vorne und haben geredet.
Das war unsere erste Stunde und die Schüler haben uns in Englisch zu unseren Heimatländern ausgefragt (wie die Schule ist, wie die Arbeit ist, wie das Leben in unserer Heimat ist, was wir nach der Schule machen, u.s.w).
Aber in den nächsten Stunden werden wir vielleicht dann richtig unterrichten. Die Lehrerin meinte nur, dass es gut ist für die Schüler, wenn sie lernen die englische Sprache auch anzuwenden und zu reden. Denn hier in Taiwan ist es üblich (und auch sonst in vielen Ländern in Asien), dass man bestimmte Sachen nur für die Prüfung lernt und dann vergisst man logischerweise wieder alles. Und das ist ja nicht der Sinn vom Lernen.
In Deutschland bin ich echt nicht gerne in die Schule gegangen, ich habe mich da echt nie so richtig wohl gefühlt. Doch wenn ich jetzt sehe, dass meine Gastgeschwister nach Hause kommen, wenn ich abends Zähne putze und sie mit den Hausaufgaben anfangen, wenn ich ins Bett gehe, fange ich an die Schule in Deutschland echt zu lieben.

Mein Tisch in der Schule.
Weil ich für gewöhnlich größere Tische gewöhnt bin, fällt öfter mal was runter. Ob ich mich daran gewöhnen kann?
(Die Tische sind 40x60cm)




Zumindestens hatten wir nach der Englischstunde Mittagspause und meine Mitschüler erklärten mir, dass ich heute dran bin mit Müll saubermachen. Ja, richtig - nicht Müll wegbringen, sondern sauber machen.
Vielleicht sollte ich das näher erklären:
Das Mittagessen wird für gewöhnlich in einer braunen Box aus der Cafeteria in den Klassenraum gebracht, je nach dem, was derjenige bestellt hat (gilt aber nur für die, die keine Lunchbox haben - also gilt eigentlich auch nicht für mich).  Wenn sie fertig mit essen sind, schmeißen sie alles in eine große blaue Box. Und irgendeine arme Person, die an dem Tag dran ist, den Müll sauberzumachen, darf dann all die dreckigen Pappbecher und Pappteller und gebrauchten Servierten aus der blauen Box dann wieder ordentlich in die braune Box zurücklegen und ordentlich einstapeln.
Und diese Person war an diesem Tag ich. Warum zum Teufel legt nicht jeder seinen eigenen Müll selbst zurück? In Deutschland haben wir Teller, die kann man abwaschen und dann werden sie wieder neu benutzt. Selbst in der Cafeteria. Oder jeder hat seine Brotbüchse, wo er seinen Müll reinmacht. Aber jeder ist für seinen eigenen Müll verantwortlich.
Es war echt nicht schön im Müll der anderen rumzuwühlen, ich fand es echt ecklig. In meinem Kopf waren nur Gedanken über Papierverschwendung wegen der ganzen Pappe und so weiter. Ich meine an der Schule sind rund 3000 Schüler. Ca. 1500 Leute essen ihr Zeug aus der Pappschachtel. Und das 5x in der Woche. Und danach wird die Verpackung immer weggeschmissen. Und in Taipei gibt es logischerweise nicht nur eine Schule.
Wie gesagt haben mich diese Gedanken ziemlich beschäftig und nicht gerade positiv beeinflusst.

Aber dafür habe ich am Abend dann eine tolle Überraschung erlebt, denn ich habe mein zweites Packet aus Deutschland bekommen. Und was war drin?

Noch mehr Müsli. Tja, das reicht für eine Weile :)
Und dazu noch das Müsli, was meine Gastmama gekauft hatte (habe ich im letzten Eintrag erwähnt). Aber so habe ich jeden Morgen ein Stück Heimat am Frühstückstisch :) 
!!! DANKE MAMI !!!
 
Da ich allerdings am Mittwoch auch abends im Regen laufen war, habe ich mir eine schöne Erkältung eingefangen (die Temperaturen sind nach dem Taifun um ein paar Grad runter gegangen, so dass ich jetzt auch draußen laufen kann). Tja - also nicht im Regen laufen gehen, so viel Spaß es auch macht.

Am Freitag habe ich meinen ersten kleinen Aufsatz auf Chinesisch fertig geschrieben (war eine Hausaufgabe). Es geht um mein Austauschjahr, wie ich heiße, wieviele Leute in meiner Gastfamilie leben, wo ich wohne, was ich in Taiwan mag und was nicht, ob ich mein Zuhause vermisse, wie oft ich Chinesischunterricht habe und was ich noch erleben möchte:


Sieht irgendwie cool aus, oder?

Überhaupt merke ich, dass ich mit dem Chinesisch immer besser zurecht komme. In Gesprächen höre ich das eine oder andere Wort heraus und dann kann man manchmal darauf schließen über was sich die Leute unterhalten.

Ich habe noch viele Bilder zu zeigen.


Das haben mit meine Klassenkameraden geschenkt. Es wird "tsa guei" ausgesprochen. Es ist eine Art. . . es gibt dafür keine Bezeichnung. Das Grüne besteht aus Reis und Kräutern und hat eine gummiartige Konsistenz. Und die Füllung besteht aus süßen roten Bohnen. Sehr lecker!


Meine Gastfamilie und ich haben eine sehr kreaive Art den Reis und das Gemüse zu essen :)
Wir rollen das Algen-Blatt zu einer Tüte und füllen sie dann. Auch sehr lecker. Und die Algenblätter sind hier sehr viel billiger zu bekommen, als in Deutschland (logischerweise).


Meine kleine Gastschwester und ich lieben es Maracuja auf's Früchtebrot zu essen. Ist ein bisschen wie Marmelade.


Freitag war wieder Koch - u. Backstunde und diesmal haben wir Suncake gemacht. Eine Art Blätterteig und innerdrin ist eine Zuckerkruste.

Mango, rote Drachenfrucht und Maracuja

Am Freitagabend war ich mit einer Freundin (Schweiz) in einem sehr europäisch angehauchten Retsaurant Abendbrot essen. Im Restaurant hatte ich ein bisschen das Gefühl bei IKEA zu sein, einfach weil alles ein so europäisch aussah. Für mich gab es schwarzen Reis mit Pilzen, schwarzen süßen Bohnen, sauren Tomaten und anderem Gemüse. Natürlich sehr lecker!

Heute war ich mit meinem Rotaryclub und fünf anderen Austauschschülern in den Bergen wandern (mal wieder). Aber es war nicht nur mein Rotaryclub, es waren mehrere Club. Also am Ende waren wir 117 Personen.
Wir sind in die Berge gefahren, um den Müll einzusammeln, es war wie eine "Aufräum-Aktion". Die Sache fand ich echt ziemlich gut und es hat viel Spaß gemacht.
Aber ich zeige euch lieber die Bilder:


Meine Gastfamilie, Amerika und Australien und die Gastmama von Australien

Erst ging es durch einen Park, immer am Fluss entlang, dann ging es in die Berge.


Riesenschnecken




Hier seht ihr eine Pomelo. 
Die Bäume mit den Pomelos sieht man hier sehr viel. Und ich liebe Pomelo!


In den Bergen waren kleine Miniaturen von berühmten Orten in Taiwan nachgebaut. Anfangs dachten wir, dass die Spielzeugautos extra für gelangweilte Kinder hingestellt wurden. Doch sie waren festgemacht. . .


Blick von oben auf Taipei. In der Ferne sieht man den Taipei 101


Amerika, Amerika, Deutschland, Australien



Es gab auch eine Miniatur von der Chinesischen Mauer. Die Amerikanerin hat gleich mal einen Spaziergang darauf unternommen.


Hier sieht man oft solche beschrifteten Steine. Finde ich echt schön.


Ja, das waren die Leute. Wir Austauschschüler sitzen ganz vorne. 
Frankreich, Deutschland, Amerika, Amerika, Australien, Frankreich



In diesem Haus wohnt eine der reichsten Familien in Taipei. Es ist ein Generationen - Haus und existiert schon über 500 Jahren.


Ich habe heute gelbe Wassermelone gegessen. Schmeckt aber genauso wie die rote.

Nachdem Mittagessen haben ich, die Amerikanerin und mein Counselor uns auf den Weg zu einem veganen Supermarkt gemacht. Ich hatte schon in Deutschland davon gelesen, dass es hier sowas gibt. Und weil die Amerikanerin ja auch Vegetarierin ist, hat sie mich begleitet.
Allerdings ist es in Taiwan eigentlich überhaupt nicht schwierig sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren. An jeder Straßenecke bekommt man etwas, was einfach traditionell vegetarisch oder sogar vegan ist. Es ist zwar nicht diese typische Bio - Schiene, die man von Deutschland kennt, aber es ist einfach die Kultur und die Tradition.
Deshalb gab es in diesem Laden sehr viele Sachen, die ich auch schon in anderen Läden gesehen habe. 
Allerdings gab es Sachen wie "Ananas-Kuchen" und "Ananas-Kekse" auch ohne Milch und Ei, was mich persönlich sehr gefreut hat. Und es gab Schokoeis. Und die Amerikanerin hat endlich ihr Müsli bekommen (hätte ihr ja auch was abgeben können :) 


Es gab auch ziemlich viel deutsches Zeug, wie z.B. Kosmetik von Weleda oder Rabenhorstsaft oder deutsche Marmelade.




Schokoeis :)


Müsli


Schokoeis :)

Abends waren ich und meine Gastfamilie noch beim Japaner essen, weil meine Gastmama noch einen Gutschein von diesem Restaurant hatte.


Eine Art süße Brötchen mit süßer Paste


 Fruchtteller - super lecker!!! 


Die hatten wohl auch die Idee mit dem Füllen (aber ursprünglich kommt das wirklich aus Japan, denke ich)


Reistaschen


Das fand ich nicht so lecker.  Die Füllung ist wie hart gemachtes Öl (schmeckt irgendwie nur nach Öl) und außen ist ein Teig, der eine sehr glitschige Konsistenz hatte. Meine Gastfamilie fand es toll, ich nicht so.


Riesenwassermelonenspalten

Das ist Zuckerrohr. Man isst es folgendermaßen:
man beißt ein Stück ab, dann zutscht man den Saft heraus, und dann spuckt man den holzigen Rest, der übrig bleibt, wieder aus.
Schmeckt nicht so fruchtig, es schmeckt wirklich fast einfach nur süß.

Um zum Ende zu kommen kann ich nochmal sagen, dass ich jetzt wirklich in Taiwan angekommen bin. Ich habe einen Alltag und liebe Menschen um mich rum. Ich sauge alles in mir auf. Jeden Tag lerne ich neues kennen. 
Eine liebe Person hat mir neulich gesagt: "Es ist gut die Tiefpunkte zu haben. Denn dann nimmt man auch die Hochpunkte war. Und darauf merkt man dann wieder die Teifpunkte und kann auch wieder einen Hochpunkt geniessen."
In letzter Zeit sind die Abstände zwischen meinen Hochpunkten und Tiefpunkten kleiner geworden. Ich habe mich an viele Dinge gewöhnt und geniesse die Zeit hier sehr.

Jetzt fall ich ins Bett.
Gute Nacht.

Seid herzlich gegrüßt von
Anna



Samstag, 20. September 2014

Neues aus dem Osten

Hallo ihr Lieben,

morgen bin ich nun schon 1 Monat in Taiwan.
Als ich hier angekommen bin, dachte ich, dass die Zeit nie vergehen wird. Doch jetzt ist schon ein Monat vorbei und ich frage mich "Wo ist die Zeit hin?".

Ich lebe nun wirklich in Taiwan und es geht immer und immer weiter.
Mit der Sprache hatte ich neulich auch ein kleines Erfolgserlebnis. Denn da mein Gastpapa wieder geschäftlich unterwegs ist und meine Gastschwestern erst sehr spät von der Schule heimkommen, war ich mit meiner Gastmama zum Abnedbrot alleine. Und wir haben uns etwas in Chinesisch unterhalten! Über Familie und Schule und eben über alltägliche Dinge. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es mir meistens leichter fällt chinesisch zu verstehen als es selbst zu sprechen.
Ab und zu kann ich mir erschließen, was der gegenüber zu mir sagt, doch um selbst zu sprechen, fehlen mir manchmal noch die Wörter.
Aber Chinesisch - Englisch ist zur Zeit die beste Lösung :)

Am Mittwoch hatte ich meine erste "Aktivität" in der Schule.
Hier gibt es zwar nachmittags keine Ganztagsangebote (die Schule geht bis 16:20 Uhr), aber jeden zweiten Mittwoch gibt es in den letzten zwei Stunden Aktivitäten, die man selbst wählen durfte. Ich habe drei gewählt - Kalligraphie, Zeichensprache und Badminton. Leider war der Kalligraphiekurs schon voll, was mich sehr geärgert hat. Aber dafür habe ich jetzt Zeichensprache, was wirklic hsehr lustig ist!
Die Schüler, die den Kurs führen, sind sehr nett und bemühen sich, oft in Englisch zu übersetzen. Manchmal bekomme ich aber auch schon mit, was es heißt, während er die Bewegung zeigt.
Wir haben gelernt ein taiwanisch bekanntes Lied in Zeichensprache zu übersetzen.
Ich habe mir allerdings den Titel aufschreiben lassen und den Text abfotografiert, so dass ich das Lied nochmal für mich allein in Englisch übersetzen kann.
Ich glaube, dass das mit der Zeichensprache echt hilfreich ist, die chinesische Sprache zu lernen, weil man zu jedem Wort gleich eine Bewegung hat.

 Tja, also das ist der Text von dem Lied. Kann ich auch (noch) nicht lesen.

Am Donnerstag war ich mit der Thailänderin und einem Mitschüler nach der Schule in Ximen.
Es ist ganz lustig mit den beiden rumzuhängen. Denn der Mitschüler ist halb Pakistanese (heißt das so?) und sieht überhaupt nicht wie ein Einheimischer aus. Die Thailänderin dagegen sieht aus wie ein einheimischer Junge (aber das stört sie nicht).
Und deshalb wurde immer die Thailänderin in Ximen von den Verkäufern auf Chinesisch angesprochen. Weil alle dachten, dass der Pakistanese auch ein Austauschschüler ist. Aber er hat dann immer auf Chinesisch geantwortet. Das war echt witzig!
Ximen ist übrigens ein sehr bekannter Ort in Taipei zum Einkaufen. Es gibt da alles mögliche an asiatischen Kitsch, was man sich nur vorstellen kann! Handyschutzhüllen, Anhänger, Ohrringe, 30 cm lange Kugelschreiber, Fake-Marken-Schuhe/Taschen/Klamotten. . . u.s.w.
Dass es hier auch "normale" Geschäfte gibt, kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Wo kaufen die ganze Leute ihre Klamotten? Naja, werde ich vielleicht irgendwann erfahren. . .
Es gab auch viele Tee-Läden. Aber stellt euch keine asiatisch kunstvollen Geschäfte vor, in denen große Truhen und Dosen stehen mit traditionellem Tee (obwohl es die hier auch gibt). Es sind mehr kleine moderne "Theken" und es wird kalter Tee verkauft, oft gesüßt oder mit Früchten oder Milch zu einem Smoothie gemixt. Oder mit Eiswürfeln als Erfrischung.
Es gibt hier auch viel "Bubble-Milk-Tea", der typisch für Taiwan ist. Es ist ein Getränk aus Milch und grünem Tee und auf dem Boden des Bechers liegen die "Bubbles". Das sind kleine Kugeln aus einer Art. . . Bohnen? Keine Ahnung. Ich habe nur vor zwei Wochen mal von meiner Gastschwester probiert und fand es glitschig und süß und nicht so lecker.
Jedenfalls habe ich am Mittwoch auf Empfehlung hin grünen Tee mit Eiswürfeln und Grapefruit probiert und muss sagen, dass es sehr lecker war.

 Grüner Tee mit viel Grapefruit, Eiswürfeln und wenig Süße - super lecker.
Die anderen zwei konnten sich zwar nicht mit der Grapefruit anfreunden, doch für mich war es perfekt!

Nachdem wir ein bisschen rumgelaufen sind und ich eigentlich die ganze Zeit den Kopf geschüttelt habe, weil ich mich gefragt wer auf die Idee kommt, soviel "Zeug, den man nicht braucht" herzustellen und wer das alles kauft, sind wir in eine Art mehrstöckige Halle gegangen, in der es noch mehr von diesen Läden gab.
Und dann kam das Obergeschoss: eine Art riesige Spielhalle tat sich vor mir auf, es sah etwas aus wie ein Casino, aber eben nur mit Spielconsolen.
Da habe ich den Mund erst recht nicht mehr zubekommen! Ich konnte es nicht glauben, was ich sah. Alles war bunt, überall hat es geleuchtet, Jungs saßen auf Spielmotorrädern vor einem Bildschirm und sind Rennen gefahren. Es gab eine Dunkelkammer, in der man Zobie-Spiele spielen konnte. Ich fand es echt. . . wie soll ich es sagen. . . anders. Ich war schockiert und erstaunt und ich war mir nicht sicher, ob ich erstaunt bleiben sollte oder ob ich es lustig oder grässlich finden sollte.
Mir hat es gereicht, Fotos und Videos zu machen. 
Die anderen beiden haben Geld in Spielmünzen getauscht und eine Runde "Schlag die Krabbe" (so nenne ich es jetzt einfach) und Basketball gespielt.



 An dem Automaten im Hintergrund, wo ihr ein paar Jungs seht, musste man zu einem Lied immer irgendwelche Knöpfe drücken. Und ich muss sagen - die Jungs dort am Automaten verbringen wohl öfter Zeit mit diesem Spiel - es war echt abgefahren wie sie auf die Knöpfe "eingeschlagen" haben. Wie gesagt, mein Mund stand offen.

Alles in allem war es eigentlich ganz lustig mal in so einer Halle gewesen zu sein, die ich sonst nur in Filmen gesehen habe, aber ich war auch froh, als ich wieder draußen war.
Allerdings war war die Sonne schon weg, hier ist es ab 18:00 Uhr schon dunkel, dass man das Gefühl hat, dass es schon 20:00 oder 21:00 Uhr ist.
Zu meiner Freude waren wir in einem vegetarischen Restaurant, das hatte der Pakistanese gefunden. Wie gesagt, die Einheimischen sind hier wirklich sehr nett!

Am nächsten Morgen hatte ich früh eine schöne Überraschung. Denn ich hatte meine Gastmama gefragt, ob es in Taiwan Haferflocken gibt, weil ich in Deutschland so gerne Müsli esse. 
Und sie hatte das bejaht. Und sie hatte auch noch Nüsse und Trockenfrüchte und Samen gekauft. Das fand ich so lieb und so konnte ich am Morgen mein Lieblingsfrühstück geniessen.

"Wer sucht, der findet!" (Eine schöne Weisheit)

Gestern (Freitag) hatten wir die letzten zwei Stunden in der Schule wieder "Kochen und Backen". Letzte Woche haben wir Jelly und Karamellpudding gemacht. Gestern waren es Pineapple-Cake (kleiner Kuchen mit Ananasfüllung) und kleine Kekse.
Ich verschenke die Sachen, die ich mache immer an die Thailänderin oder an meine Familie. Meine Gastschwestern liebten die Kekse, denn heute (Samstag) sind sie schon alle.





Eine Stunde vor Schluss haben meine Mitschüler plötzlich begonnen sämtliche Tische und Stühle auf den Gang zu räumen. Denn weil am Wochenende "Eltern-Tag" ist, mussten wir die Schüler die Schule sauber machen. Wie eigentlich jeden Freitag. 
Doch als meine Mitschüler begannen, Wassereimer im Klassenzimmer auszuschütten und Besen und ein Stück Seife in die Hand nahmen, konnte ich mich nur noch knapp vor dem See, der sich vor mir ausbreitete, in eine Ecke retten.
Doch nachdem ich sah, wie sie auch die Hosen hochkrempelten und Schuhe und Socken auszogen, dachte ich mir "Warum nicht die Chance ergreifen, und einmal im Leben einen Raum wie Pippi Langstrumpf sauber machen?" Also Besen in die Hand und Hose hochgekrempelt - und im Nachhinein hat es echt Spaß gemacht, das sollte in Deutschland als "Freitag-Nachmittag-Aktion" auch eingeführt werden :)


Erst wurden Tische und Stühle raus gestellt. . .


. . . und dann begann der Spaß!



Kein Kommentar dazu. . .


Die Klassenzimmer sind kleiner als in Deutschland, doch es lernen doppelt so viele Schüler darin.

Heute (Samstag) ist ein ruhier Tag. Ich habe meiner Gastschwester "FIMO" gezeigt (Knete, die im Ofen hart wird) und nachher gibt sie mir noch ein bisschen Unterricht in Kalligraphie. Mal sehen, wie es wird.

Wir haben Schlüsselanhänger gemacht :)
Oh, und heute Morgen war ich um 6:30 Uhr im Park von der Universität joggen. Ich konnte es nicht mehr leiden, immer nur im Fitnessstudio zu rennen, deshalb hat es mich heute früh gepackt. Man kann hier übrigens nur so früh draußen Sport machen, weil es ab um acht einfach schon viel zu warm ist!
Aber es war wunderschön, ich habe die Vögel gehört und habe nach meiner Runde sogar heimlich bei der Gruppenübung der älteren Leute mitgemacht.
Es gibt hier viele solche Gruppen von älteren Leuten, die sich früh treffen und irgendwelche Übungen machen, die aus einem Lautsprecher kommen. War echt lustig!

Ich habe neulich ein Buch zuende gelesen und im letzten Kapitel hieß es: "Es geht nicht darum, himmelwärts zu fliegen und dann wieder abzustürzen. Es geht darum, auch eigener Kraft zu schweben."
Das hat mich tief berührt. Es kommt nicht darauf an, was ich hier erlebe und wieviel ich erlebe. Es geht darum, dass ich mich mit dem was ich tue und was ich bin, wohlfühle und mit dem Gefühl bei mir bleibe. Es ist okay, so wie es ist. Ich bin glücklich, so wie ich bin. Und das ist gut so!
Wenn ich auf die letzten 2-3 Jahre zurückschaue sehe ich mich in verschiedenen Situationen und wie ich gehandelt habe. Und ich sehe die Personen, die um mich waren. 
Ich sehe mich auch in Tieftrauer und Verzweiflung und Glücklosigkeit. Doch hier scheint das alles so weit weg. Nein, es "scheint" nicht nur weit weg zu sein. Ich lerne loszulassen. Und das ist kein Schein!
Ich lerne, dass das, was passiert, niemals umsonst ist. Dass man aus allem lernen kann und das man mit jeder Erfahrung wächst, auch wenn es noch so schwer ist.
Man sagt: "Zeit heilt alle Wunden." Doch das stimmt nicht. Es bleibt immer eine Narbe zurück. Doch das ist nicht schlimm, denn diese Narbe erinnert einen immer wieder daran, niemals aufzugeben. Sie erinnert einen daran, dass es besser wird, wenn man probiert aufzustehen.

In Liebe und Dankbarkeit,
eure Anna

P.S. Hier noch eine Ergänzung, Kalligraphie-Unterricht für heute: das "an" in meinem chinesischen Namen (cai an na).