Donnerstag, 9. Oktober 2014

T - A - I - W - A - N

 Hallo ihr Lieben,

die Überschrift habe ich heute deshalb so gewählt, weil wirklich jeder Buchstabe, jeder Teil von Taiwan es wert ist, genannt und beachtet zu werden.
Mir geht es hier wirklich so gut, ich geniesse jeden Tag mit mir selbst, der Umwelt und meinen Mitmenschen.
Kein Tag ist wie der andere. Und selbst, wenn sich einfach nur das Frühstück vom vorherigen Tag unterscheidet - jeder Tag ist einzigartig!

Ihr könnt euch vielleicht erinnern, dass ich im letzten Beitrag geschrieben habe, dass wir am Sonntag Abend in der Tofu - Gasse waren.
Und den Tofu - Käsekuchen, den wir da gekauft haben, habe ich Montag zum Frühstück probiert:



Hier seht ihr ein anderes Frühstück: ein Sesambrot mit Krautfüllung - total lecker!


Welcher Tisch ist meiner? 
Ja, ich bin die Tische aus Deutschland echt gewöhnt. Hier kann ich den Luxus vom "sich-breitmachen" leider nicht geniessen, da muss ich mich wohl erst noch dran gewöhnen. Wenn was runter fällt, wissen mitlerweil, dass ich es bin.

Da meine Klassenkameraden am Dienstag und Mittwoch Examen geschrieben haben, haben ich und meine Gastmutter kleine Schokofußbälle gekauft, weil ich ihnen gerne "Glück wünschen" wollte. Die haben sich so gefreut, dass sie gleich eine Art "Klatsch-Lied" zum Dank aufgeführt haben. Das war echt lustig, aber auch irgendwie niedlich. Es ist echt immer lustig in meiner Klasse.
Im Unterricht arbeite ich jetzt immer an meiner Rede für Dezember. Denn da muss ich vor dem ganzen Rotarydistrikt eine Rede (von 6 Minuten) auf Chinesisch halten, warum ich Taiwan gewählt habe, was mir hier gefällt, meine Schule, meine Gastfamilie, was ich noch vorhabe u.s.w.
Es ist ganz schön anstrengend, weil ich auch manchmal ewig brauche, um bestimmte Vokabeln rauszusuchen oder den chinesischen Satz richtig zu bilden. Dass es eben nicht selten passiert, dass ich im Unterricht einschlafe. Aber das macht hier ständig jemand (unter den 40 Schülern), also merkt es kaum jemand, wenn ich einschlafe. Außerdem sitze ich dazu noch ganz hinten :)

Wie gesagt, haben meine Klassenkameraden Dienstag und Mittwoch Examen geschrieben, dass heißt, dass ich Dienstag nach dem Chinesischunterricht frei hatte.
Ich hatte für den Tag eigentlich noch keine großen Pläne, doch die Thailänderin hat gesagt, dass sie gerne mal mit dem u-Bike fahren will. Und außerdem wollte sie sich mal die deutsche Bäckerei anschauen (fragt mich nicht warum). 
u-Bike sind in Taiwan eine Art öffentliche Fahrräder, die man mit der Buskarte (eine Art Kreditkarte) vom Fahrradständer nehmen kann. Je nach Fahrzeit wird ein Geldbetrag von der Karte abgehoben und man kann das Fahrrad danach auch an jeder beliebigen u-Bike-Station wieder abstellen.
Weil die Bäckerei ja nicht weit von der Schule entfernt ist, haben wir uns also auf den Weg gemacht. Und es war echt ein reichtig lustiger Nachmittag:


Sie hat den traditionellen Streuselkuchen probiert (mit Blaubeeren) und war sehr begeistert :)


Schwarzwälder Kirschtorte wird hier mit "black forest cake" übersetzt - da musste ich echt schmunzeln :) 


Wir haben dann zufällig noch einen Esskastanien - Wagen gesehen. . .


 . . . und natürlich auch gleich welche gekauft :) 
In Thailand gibt es die übrigens auch. Und es passte auch zum Wetter (in Deutschland gibt es die ja meist nur zur kalten Jahreszeit) - denn obwohl auf dem Thermometer 24°C angezeigt werden, fühlt es sich durch die Luftfeuchte viel kälter an!


Ich und die Thailänderin

Ich mit dem supercoolen u-Bike!

Weil ich an diesem Tag schon am frühen Nachmittag Zuhause war, habe ich die Sonne ausgenutzt und bin gleich, nachdem ich nach Hause gekommen bin, in den Universitätspark rennen gegangen. Und für gewöhnlich liebe ich das Rennen, weil man da so schön abschalten kann. Man hat Zeit für sich selbst, man nimmt seinen Körper war, man ist einfach nur im Selbst. Und bei diesem Rennen ist mir etwas klar geworden. Ich meine, diese Erkenntnis würde auch schön zum letzten Eintrag von diesem Blog passen, aber an das Ende möchte ich jetzt echt noch nicht denken. Mir ist klar geworden, wie wertvoll das hier alles ist. Wenn ich aus Taiwan zurückkomme, habe ich mit 17 Jahren schon 10 Monate im Ausland gelebt (in einer asiatischen Metropole), ich habe eine der wichtigsten Sprachen der Welt gelernt - und zwar Chinesisch. Ich habe gelernt, mich nicht mehr von der Meinung anderer abhängig zu machen. Ich erlebe hier gute und schlechte Momente und aus beiden kann ich lernen. Ich begegne hier Menschen, die sich zwar alle untereinander unterscheiden, die aber doch eine Gruppe sind. Ich begegne Menschen aus einer anderen Nation, begegne auch Vorurteilen, Homosexualität und strengen Vorschriften, die man nicht brechen kann. Auch aus Deutschland bin ich vielen Dingen begegnet, wie Trauer, Suizid und Mobbing. Ich kann aus den "alten" Erfahrungen lernen und sie anwenden - und die neuen kommen hinzu.
Dafür bin ich so dankbar! 
Danke an all die Leute, die dazu beigetragen haben, dass ich das hier erleben kann. Danke Rotary für diesen Austausch. Aber besonders Danke an meine Familie, Freunde und besonders an meine Mama, die mich mein Leben lang gestützt hat, die ein Band aufgebaut hat, das niemals reißen wird!

Am Abend war ich wieder mit meiner Gastmama alleine Zuhause und wir haben zusammen Chinesisch geredet (zumindestens habe ich mein Bestes gegeben). Und am Ende sind wir von der Geschichte von Deutschland (und später auch von Taiwan) rausgekommen. Es ist echt cool, wenn man merkt, dass man immer mehr versteht.
Manchmal verstehe ich sogar in englischen Liedern irgendwelche chinesischen Wörter. Denn wenn der Sänger eigentlich "Oh, Joe" singt, dann denke ich automatisch an "Ou zhou", was genauso ausgesprochen wird und "Europa" bedeutet. Das ist echt manchmal komisch, dass das schon in meinem Kopf so drin ist.
Danach gabe es noch einen Avocado-Shake und dann bin ich totmüde ins Bett gefallen.

Avocado - Shake :)

Mittwoch mussten wir auch nicht in die Schule. Aber die Lehrer haben trotzdem ein bisschen was für uns organisiert. Und deshalb sind wir drei Austauschschüler mit drei Referendaren in einen konfuzianischen Tempel gefahren.


Das ist der Eingang


Die Vorderfront der "eigentlichen Tempels"


Thailand, Deutschland und Russland


Deutschland :)





Das sind eine Art Gräber - oder eigentlich sind es mehr Andenken an die Mönche, die hier vor vielen Jahren gelebt und unterrichtet haben. Heute ist der Tempel nur noch zum Anschauen gedacht.
Und jedes Jahr am 28. September findet hier auch eine traditionelle Feierlichkeit statt, am Geburtstag von Konfuzius. Leider habe ich sie verpasst, denn in Taipei wird die Tradition leider nicht ganz so zelebriert, wie z.B. im Süden, Westen und Osten von Taiwan, deshalb wusste ich auch garnicht, dass sie stattfindet.
Naja, vielleicht das nächste Fest.





Am Ende haben wir uns noch in einem 4D-Kino einen Film über den Kofuzianismus angeschaut. So konnte ich die Tradition um den Geburtstag von Konfuzius wenigstens in einem Film erleben. Das war dann auch okay.


Das Mittag hat auch die Schule bezahlt, wir sind zu einer Art Buffet gegangen. Sowas sehe ich hier in Taipei oft und man kann sich dann einfach das nehmen, was man möchte und am Ende wird nach Gewicht bezahlt. Hier habe ich Gemüse, Blattgemüse, Kürbis, Bohnen, Tofu (natürlich!), Pilze, Curry-Kartoffeln und ein traditionelles Brot aus Blätterteig und Sprossen.


Die drei Referendarinen



Und nach dem Mittag gab es noch einen grünen Tee mit Ananas - lecker!!!


Danach habe ich mich noch im größten Park Taipeis (Daan-Park) mit einer sehr guten Freundin aus Dresden getroffen, die für den Austausch auch in Taipei lebt. Es hat sich fast normal angefühlt, sich selbst irgendwo am anderen Ende der Welt zu treffen - ein altbekanntes gewohntes Gefühl, was aber sehr schön.

Und zwei weitere aus Deutschland und einmal Amerika waren auch dabei :)
Heute, am Donnerstag, hatten wir wieder Chinesischunterricht und wir haben unseren erstens Test geschrieben. Und ich bin megaglücklich, denn ich habe 97 Punkte auf meinen Test bekommen. Das Notensystem ist hier eher ein Punktesystem und das beste sind 100 Punkte - yeah! Aber eigentlich haben alle gut abgeschnitten, aber ich freue mich trotzdem!!!
Heute haben mich meine Klassenkameraden übrigens nach meiner Adresse. Als ich gefragt habe "Warum" meinten sie nur, dass sie mir viele Briefe schreiben wollen, wenn ich zurückgehe ("Hallo?! Ich bin doch noch 9 Monate hier! Wer redet denn jetzt schon von Heimfliegen?") Aber süß war es trotzdem.
Und heute war auch wieder Badminton dran und anschließend am Abend Yoga mit meiner Gastmama. Von daher bin ich jetzt echt müde und könnte auf der Stelle einschlafen. Aber für den Blog nehme ich mir natürlich die Zeit :)
Nächste Woche Sonntag, auf meinen Geburtstag ist auch eine Rotaryveranstaltung gefallen. Erst habe ich mich gefreut, weil im Veranstaltungsbogen "Biking-Trip" (Fahrradtour) angegeben war. Doch jetzt wurde es aus irgendeinem Grund zu "Paintball-Spielen" geändert.
Und ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Auf der einen Seite bin ich ein Familienmensch, erst recht an meinem Geburtstag. Und auf der anderen Seite weiß ich zwar, dass viele von euch Paintball mögen, doch ich finde es echt nicht so toll.
Für die, die nicht wissen, was Paintball ist:
Man bekommt einen Helm und Schutzkleidung und eine Waffe, aus der Farbe rausgespritzt kommt, wenn man schießt. Und man muss eben auf die anderen schießen und wird demzufolge auch selbst "abgeschossen". Ich kann solche Sachen mit Waffen überhaupt nicht leiden, auch wenn es nur Farbpatronen sind und "nur aus Spaß".
Ich bin dafür nicht gemacht und bin auch der ehrlichen Meinung, dann man sowas nicht zu Spaß machen sollte.
"Schießen" ist "schießen". Da ändert auch das "aus Spaß" nichts dran. Und "Schießen auf andere Menschen" erst recht nicht. 
Mal sehen, wie es wird, man soll ja im Voraus nie urteilen und es ist ja noch eine Woche Zeit. Vieleicht, vielleicht, vielleicht ändere ich meine Meinung, aber ob es dazu kommt, bin ich mir noch sehr unschlüssig.
Das ist aber auch das Einzigste, was ich diese Woche als schlecht empfunden habe / empfinde. Sonst ist alles super und ich fühle mich sehr gut.
Morgen ist Nationalfeiertag, das heißt morgen ist wieder keine Schule.
Und meine Gasteltern fahren mit mir in den Süden Taiwans. 
Doch dazu werdet ihr am Sonntag wieder mehr lesen :)
Fühlt euch umarmt,
eure Anna
 








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